Matthias Schütze von der Energiegenossenschaft Hohe Waid referierte im Bürgersaal. Foto: el

Erste Bürgersolaranlage kurz vor der Realisierung – Energiegenossenschaft als Partner der Gemeinde

Heiligkreuzsteinach. (el) Die erste Bürgersolaranlage der Gemeinde steht kurz vor der Realisierung. Um das Projekt vorzustellen, hatten die Projektpartner zu einer Informationsveranstaltung in den Bürgersaal eingeladen. Auf dem Dach der Aussegnungshalle wird in diesen Tagen eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von nahezu 70 Kilowatt-Peak (KwP) installiert.

Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl blickte in der Begrüßung auf die Entstehungsgeschichte des Projekts: Auf Initiative der AG-Solar des BUND Steinachtal gab es 2023 eine Infoveranstaltung in Wilhelmsfeld, bei der auch das Konzept von Energiegenossenschaften vorgestellt wurde. Hier habe man Kontakt zur Energiegenossenschaft (EG) Hohe Waid aus Hirschberg geknüpft, und sich über geeignete kommunale Dachflächen zu unterhalten.

Ziel aller Akteure sei es, den notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien schnellstmöglich in der gebotenen Geschwindigkeit voranzutreiben. Die Kommune könne aus ihren Haushaltsmitteln nicht alle Dächer zeitnah mit PV-Anlagen belegen. Deshalb sei, so Pfahl, eine Kooperation mit der Energiegenossenschaft willkommene Möglichkeit. Auch vor dem Hintergrund, dass das Objekt selbst kaum Stromverbrauch habe. Für die Gemeinde wäre eine Investition in eine eigene Anlage erst nach sehr langer Laufzeit amortisiert, liquide Mittel wären für Jahre gebunden.

Eva-Maria Elfner-Häfele, Klimaschutzmanagerin beim GVV, freute sich, dass das Projekt vor der Vollendung steht. Ihr Auftrag sei es, die im Klimaschutzkonzept enthaltenen Handlungsempfehlungen sinnvoll umzusetzen. „Der Ausbau erneuerbarer Energien ist ein Teil davon“, so Elfner-Häfele. Sie unterstützt die Projektpartner, koordiniert und übernimmt eine Schnittstellenfunktion: „Damit wir hier am Ball bleiben und es möglichst schnell vorangeht“ erklärt sie.

Für die AG-Solar sprach Joachim Finkbeiner-Rinn. Angeregt von KLiBA und Photovoltaik-Netzwerk Rhein-Neckar, hat er 2022 mit Mitstreitern die Initiative ergriffen, um die Bürgerschaft zu Solaranlagen zu informieren. Bei Veranstaltungen kam immer wieder die Idee auf, vorhandene Dachflächen für Photovoltaik nutzbar zu machen. „Bürgersolaranlagen sind dabei eine Möglichkeit“, so Finkbeiner-Rinn und zählte Vorteile auf. Potenziale bereits versiegelter Flächen würden genutzt, die Erträge bleiben in Bürgerhand und jeder habe die Möglichkeit, sich daran zu beteiligen. Auch wer selbst kein geeignetes Dach zur Verfügung hat, könne so direkt Einfluss auf die Energiewende nehmen.

Wie diese Beteiligung für Bürger aussieht, erläuterte Matthias Schütze, Projektleiter bei der EG Hohe Waid. Die Genossenschaft habe 180 Mitglieder und betreibt elf Photovoltaik-Anlagen meist auf öffentlichen Gebäuden sowie E-Ladesäulen. Auch bei der Wärmeversorgung mit Contracting-Modellen sind die Hirschberger aktiv. „Wir arbeiten nicht gewinnorientiert“, so Schütze weiter. Monetäre Interessen seien bei ihrem Ausbau der erneuerbaren Energien fehl am Platz. „Ein Mitglied kann zwar mehrere Anteile zeichnen, hat in der Vollversammlung aber nur eine Stimme. So bleibt die Versammlung demokratisch und gerecht“, erläuterte er.

Ab sofort können Heiligkreuzsteinacher Mitglied der EG werden und Anteile zeichnen. Informationsmaterial wurde vor Ort ausgegeben und kann auf der Internetseite des GVV Schönau heruntergeladen werden. Die Dividende für die Anteile werde jährlich in der Generalversammlung festgelegt. Die Mitglieder stimmen über die Verwendung der Gewinne der Genossenschaft ab. Überschüsse werden möglichst in neue Projekte investiert. Wer große Renditen erwartet, sei nicht der richtige Partner, so Schütze. Dafür hätten Anleger aber einen Bezug zu Ihrem Investment, und wissen genau, wofür ihr Geld „arbeitet“. Dafür eine geringere Rendite in Kauf zu nehmen und im Sinne des Klimaschutzes zu investieren, sei eine Option und diene dem Gemeinwohl, ergänzte Elfner-Häfele.

Info: Informationen zum Projekt gibt es unter www.gvv-schönau.de/klimaschutz  oder bei Eva-Maria Elfner-Häfele unter Telefon 0628  92 01 18.

RNZ, Region Heidelberg, 17.07.24