Azubis machen Stadtverwaltungen klimafit

Ein Teil der kommunalen Azubis aus Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis beim KlimaQuali für das Programm Kommunale Klimascouts am 03.11.22 im Stadthaus N1 in Mannheim. Mit Marco Peters (l., difu), Magdalena Schlenk (3. v. r., Klimaschutzagentur Mannheim), Jan Walter (2. v. r., difu) und Anita Köhler (r., KLiBA Heidelberg-Rhein-Neckar-Kreis). Bild: Benjamin Jungbluth

Junge Nachwuchskräfte aus Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis nehmen derzeit an einem bundesweiten Projekt teil und bilden sich zu Klimascouts weiter. Mit eigenen Projekten stoßen sie dabei Veränderungen in ihren Kommunen und Verwaltungen an. Von Benjamin Jungbluth

Es ist eine besondere Premiere für die zwölf jungen Nachwuchskräfte aus der Metropolregion: Bei der ersten „KlimaQuali“ bilden sich die kommunalen Auszubildenden unterschiedlichster Fachrichtungen aus Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis zwei Tage lang rund um das Thema Klimaschutz fort. Dabei lernen sie im Mannheimer Stadthaus, wie sie in ihrem Arbeitsalltag konkrete Veränderungen umsetzen können. Doch das ist nur der Auftakt für die Aktion, die im Rahmen des bundesweiten Programms „Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“ stattfindet: In einer sich direkt anschließenden dreimonatigen Projektphase können die Azubis ihr neues Wissen eigenständig in die Tat umsetzen. Mit Unterstützung fachkundiger Mentorinnen und Mentoren aus ihrer jeweiligen Kommune planen und realisieren sie ganz konkrete Klimaschutzprojekte direkt bei sich vor Ort.

Das über die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt wurde vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) aus Berlin entwickelt. In der Rhein-Neckar-Region sind die Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis (KLiBA) und die Klimaschutzagentur Mannheim die regionalen Kooperationspartner. „Neben der kostenfreien Zusatzqualifikation in einem ganz aktuellen und wichtigen Thema fördert das selbstständige Umsetzen von Projekten die Eigenständigkeit der jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn es soll hier um konkrete Einsparungen durch Klimaschutz- und Energieeffizienzmaßnahmen gehen, die in den jeweiligen Verwaltungen einen Anstoß für Veränderungen geben. Das hat dann wiederum eine positive Strahlkraft nach außen und unterstreicht die Vorbildfunktion der Kommunen“, erklären KLiBA-Mitarbeiterin Anita Köhler und Magdalena Schlenk von der Klimaschutzagentur Mannheim.

Die Auftaktveranstaltung fand jüngst im Mannheimer Stadthaus gemeinsam mit dem bundesweit federführenden Difu statt. „Die Klimaschutzprojekte müssen keine komplizierten Vorgaben erfüllen, sondern können sich nach dem individuellen Bedarf in den Städten und Gemeinden richten. Schließlich wissen die Kommunen vor Ort am besten, was benötigt wird und wo man etwas Sinnvolles tun kann“, so Marco Peters vom Difu. Das Berliner Institut setzt dabei bewusst auf regionale Kooperationspartner wie die KLiBA und die Klimaschutzagentur Mannheim. „Durch diese Zusammenarbeit entstehen wichtige Netzwerke, die auf bestehende Strukturen aufbauen. Davon profitieren dann wiederum die Azubis, die für ihre eigenen Projekte Unterstützung erhalten“, erklärt Difu-Mitarbeiter Jan Walter.

Beim Auftakt-Workshop im Mannheimer Stadthaus waren es am Ende der zwei Tage zunächst drei lokale Projekte, die sich bei den motivierten Azubis herausgebildet haben. Belinda Kurras, Luzian Schäfer und Leandro Conjo sind allesamt in einer Ausbildung bei der Stadt Heidelberg. Ihre Idee: Kinder dabei zu unterstützen, ein Bewusstsein für Energie und deren Verbrauch zu entwickeln. „Wir möchten ein Fahrrad mit Dynamo so umbauen, dass es von Kindern bei städtischen Veranstaltungen zum Stromerzeugen genutzt werden kann. Dadurch können sie selbst erleben, wie viel sie strampeln müssen, um auch nur eine kleine Menge Energie zu erzeugen. Das könnte sie animieren, künftig weniger Strom zu verschwenden“, erklären die drei Heidelberger Azubis ihre Konzeptidee.

Einen spielerischen Zugang zum Thema Klimaschutz haben sich auch Rebecca Kind von der Stadt Mannheim und Lena Körner von der Stadt Ladenburg überlegt. „Mit einem an ihre jeweilige Lebensrealität angepassten Klima-Quiz könnten sowohl junge Menschen als auch Erwachsene ihr Wissen ganz nebenbei erweitern. Wenn wir das als Online-Version umsetzen, wäre eine Nutzung für unsere Schulen oder auch für private Betriebe möglich“, erklären die beiden Azubis, die sich dabei eine Kooperation zwischen ihren Stadtverwaltungen vorstellen können.

Interkommunal möchte auch Hannah Kreß von der Stadtverwaltung Sinsheim arbeiten. „Ich könnte mir eine regionale App nach dem „Too Good To Go“-Prinzip vorstellen: Dabei geben Restaurants und Lebensmittelhändler unverkaufte Ware, die noch genießbar ist, zu einem günstigeren Preis ab, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. In Sinsheim und einigen anderen Kommunen unserer Region gibt es so ein Angebot noch nicht – da könnten wir etwas tun“, sagt Hannah Kreß.

Die Motivation ist bei den Azubis aus der Region also groß – und wird durch die beiden Difu-Mitarbeiter noch gesteigert. „Alle umgesetzten Projekte nehmen an unserem Bundeswettbewerb teil, bei dem die drei besten Aktionen bei der Kommunalen Klimakonferenz in Berlin ausgezeichnet und mit jeweils 3000 Euro prämiert werden. Die Chancen stehen also gut, dass Mannheim, Heidelberg oder eine andere Kommune aus dem Rhein-Neckar-Kreis dank ihrer neuen Klimascouts bald bundesweite Aufmerksamkeit bekommen“, sagt Jan Walter.

Weitere Infos unter:

www.kommunale-klimascouts.de/

https://kliba-heidelberg.de/schulen-und-bildung/