Heizzentralen wie diese im Wieslocher Schulzentrum sind maßgeblich für die Umsetzung des „Heizungsgesetzes“. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Die kommunale Wärmeplanung soll ein zentrales Instrument werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dieser Plan soll die Transformation zu einer umweltfreundlichen Wärmeversorgung beschreiben und ist für Große Kreisstädte Pflicht. Am Montag hatte die Stadt Wiesloch zu einer Bürgerinformationsveranstaltung in den Minnesängersaal des Palatin eingeladen, zu der mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger gekommen waren. „Die Wärmewende zeigt deutlich auf, dass das Thema die Menschen bewegt“, hob Oberbürgermeister Dirk Elkemann bei der Begrüßung hervor. Viele Menschen waren aber auch gekommen, um mehr Informationen darüber zu bekommen, wann sie eine neue Heizung einbauen müssen oder wann in ihrer Straße Fernwärme verfügbar ist.
Zunächst gab Klaus Keßler, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Beratungsagentur „Kliba“ aus Heidelberg, einen Überblick über den aktuellen Stand in Sachen Gebäude-Energiegesetz, besser bekannt unter dem Namen „Heizungsgesetz“. Ziel dieser Regelung sei es, die Abhängigkeit von fossilen Energien in Gebäuden schrittweise abzubauen. Dabei spiele die kommunale Wärmeplanung eine wesentliche Rolle. Für Wiesloch sieht der derzeitige Fahrplan vor, diese Wärmeplanung in der November-Sitzung des Gemeinderats festzulegen und dann schrittweise umzusetzen.
Keßler konnte einige Unsicherheiten mit seiner Präsentation ausräumen. „Das Gesetz greift erst ab Januar des kommenden Jahres und gilt erst einmal nur für dann ausgewiesene Neubaugebiete“, informierte er. Dort greife dann auch ab 2024 die 65-Prozent-Regelung, also der festgelegte Anteil an erneuerbaren Energien. „Für all die anderen Häuser gilt ein Bestandsschutz“, sagte er.
Konkret bedeute dies: Alte Heizungen können repariert und sogar noch durch eine Öl- oder Gasheizung ersetzt werden. Voraussetzung dafür sei allerdings ein verpflichtendes Beratungsgespräch. Auch tauchte die Frage auf, wie speziell ältere Menschen diese Herausforderungen meistern könnten, zumal eine altersmäßige „Befreiung“ nun gestrichen worden sei. „Beratung ist wichtig“, so die Antwort.
Es sei aber notwendig, den Anteil an erneuerbaren Energien schrittweise bei der Wärmeerzeugung zu erhöhen. Für die Weinstadt gilt nun, alles zu tun, um bis zum 30. Juni 2028 die 65-Prozent-Marke zu erfüllen. Das alles müsse jedoch im Zusammenhang mit der kommunalen Wärmeplanung gesehen werden, diese soll in Wiesloch bis zum Jahre 2040 vollständig umgesetzt worden sein. Erreicht werden soll dies beispielsweise über den Einbau von Wärmepumpen oder dem Einsatz von alternativen Energieträgern wie Pellets.
Wie denn die Aufgabe der Stadt konkret beschrieben sei, wollte Gemeinderat Gerhard Veits (Grüne) wissen. „Wir haben noch eine relativ hohe Flughöhe bei diesem Themenkomplex“, meinte Elkemann und Keßler ergänzte, zunächst müsse eine verbindliche Wärmeplanung vorliegen, die im Verlauf der Jahre an die tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden könne.
Im zweiten Vortrag gab Nils Hägele vom durch die Stadt beauftragten Planungsbüro „Energielenker Projects“ aus Fellbach einen Einblick über die Vorgehensweise in Wiesloch. Man habe zunächst eine Bestandsanalyse vorgenommen, um den tatsächlichen Verbrauch, den Bedarf und die Treibhausemissionen zu ermitteln. „In einer nächsten Phase wollen wir prüfen, wo und in welchem Umfang erneuerbare Energien eingesetzt werden können.“ Weiter gehe es dann mit einem speziellen Energieplan. Wie Hägele aufzeigte, wolle man bis zum vorgegebenen Zeitpunkt 2040 alle fossilen Energieträger aus dem Versorgungsnetz genommen haben. „Wir setzen dann auf Nah- und Fernwärme und beispielsweise auch auf unter anderem Solarenergie, Heizstrom und Biomasse.“
Welche Straßenzüge bei der Fernwärme wann an der Reihe seien, lautete eine Frage aus dem Zuschauerraum. „Dies können wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht genau beantworten“, so Elkemann. Es komme darauf an, wie viele Hauseigentümer sich an einer Erneuerung beteiligten und auch sei entscheidend, ob dies für einen Energieversorger wirtschaftlich umsetzbar sei.
Angesprochen wurde auch die Gebäudesanierung, die voraussichtlich nicht von allen finanziell gestemmt werden könne. Die Kosten, erläuterte, Petra Hoß, Leiterin der Stadtwerke, für einen Hausanschluss für Nah- oder Fernwärme beliefen sich derzeit auf 28 000 Euro, Tendenz steigend. „Die Kosten sind leider in der jüngeren Vergangenheit explodiert“, meinte sie. Die Stadtwerke selbst würden dabei keine Margen einstecken.
Im Anschluss an die Veranstaltung bestand im Foyer noch die Möglichkeit, sich anhand von Plänen mit den Fachleuten zu unterhalten. Am Montag, 16. Oktober, findet im Bürgersaal in Baiertal, 18 bis 20 Uhr, eine weitere Infoveranstaltung zur Wärmeplanung der Ortsteile Baiertal und Schatthausen statt.
RNZ, Ausgabe Wiesloch/Walldorf 12.10.23