Damit die Nachbarn nicht streiten

Informierten beim Infoabend in Reilingen (v.l.): Peter Schell, Bürgermeister Stefan Weisbrod, Edelbert Krämer, Stefanie Damblon (KLiBA), Daniel Askani (Schornsteinfegermeister) und Marco Wolf (Bauamt). Foto: Lenhardt

Luftwärmepumpe kontra Erdwärmepumpe: Infoabend zu Klimaschutz in Reilingen

Von Harald Berlinghof

Reilingen. In Reilingen sorgen derzeit Luftwärmepumpen für Reibereien unter Nachbarn. Die Gemeinde hatte auch deshalb kürzlich interessierte Bürger zu einem Info-Abend zum Thema „Klimaschutz in Reilingen – Erdwärmesonde“ in die Fritz-Mannherz-Hallen eingeladen. Dort sollten Experten aus Wirtschaft und Umwelt die Vorteile einer Erdwärmepumpe als Alternative zur üblichen Luftwärmepumpe erläutern. Geschätzt etwa 50 Interessierte waren zur Veranstaltung gekommen.

Einer von ihnen war Adolf Hocker, Hausbesitzer in Reilingen. Er wollte erfahren, was solch eine Erdwärmesonde kostet, ob man dafür Fördergelder bekommen kann und ob sich das technisch in Reilingen überhaupt umsetzen lässt. Bisher hat er eine Ölheizung im Keller, und die funktioniert auch ganz prima. Aber seit der grüne Wirtschaftsminister die Bürger aufgeschreckt habe mit geplanten Vorgaben zur Umrüstung von Privatheizungen, gehe bei vielen Hausbesitzern die Angst um, sie müssten da mit Hilfe von Krediten sechsstellige Summen investieren, wenn sie in Zukunft nicht frieren wollen.

Dem wollte Bürgermeister Stefan Weisbrod gleich zu Beginn der Veranstaltung den Wind aus den Segeln nehmen. „Wir möchten heute viel Licht ins Dunkel bringen, vor allem auch in den Irrgarten der Vorschriften“, betonte er. Als Experte habe man Edelbert Krämer, Inhaber der Firma Brunnenbau Krämer mit zwei Standorten in der Region gewinnen können. Die alternative Erdwärmesonde zur Heizung und Kühlung soll aber auch einen Beitrag zum Frieden in der Gemeinde beitragen.

Bisher setzen nämlich 90 Prozent der Hausbesitzer beim Tausch der Heizung auf die Luftwärmepumpe. Und das führt dazu, dass es kaum noch eine Straße in Reilingen gebe, wo es keinen Nachbarschaftsstreit wegen des erzeugten Lärms der Technologie gebe. Stefanie Damblon, Vertreterin der Klimaschutz- und Energieberatungsagentur Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis (Kliba) sollte die Fragen zu Förderungen und Zuschüssen erläutern. Stefan Weisbrod wollte allerdings nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass funktionierende Öl- und Gasheizungen nicht ausgetauscht werden müssen. Auch wenn eine Reparatur einer defekten Heizungsanlage noch möglich ist, darf sie weiter betrieben werden.

Nur beim Austausch der alten Heizung gegen eine neue sei im neuen Gebäudeenergie-Gesetz verbindlich der Umstieg auf erneuerbare Energien festgeschrieben worden. Dabei muss jede neu installierte Heizung in einem Neubaugebiet mindestens zu 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Für bestehende Gebäude gibt es Übergangsfristen.

In kleinen Kommunen unter 100 000 Einwohnern gilt die Pflicht zum Umstieg auf erneuerbare Energien beim Tausch der Heizung erst ab dem 30. Juni 2028. Er hob außerdem hervor, dass in Reilingen 55 Prozent der Haushalte ans öffentliche Erdgasnetz angeschlossen sind, und dass der Betreiber des Netzes, die Netze Südwest, eine Tochtergesellschaft der Netze BW, also das frühere Badenwerk, versichert habe, so der Bürgermeister, dass man bis 2030 das Erdgasnetz wasserstofftauglich machen wolle.

Grüner Wasserstoff, anfangs vielleicht auch erst grauer oder türkiser Wasserstoff, werde dann eine weitere Möglichkeit der Beheizung der Häuser darstellen. Als farbloses Gas hat Wasserstoff natürlich keine Farbe. Die Aufteilung in grünen, blauen, türkisen oder grauen Wasserstoff dient dazu, die Herstellungsarten und letztlich das Maß an Klimaneutralität des so erzeugten Wasserstoffs zu unterscheiden. Führende Heizungshersteller haben auf diese Möglichkeit bereits reagiert und bieten Wasserstoff-Heizungen an, wie der Bürgermeister ausführt.

Edelbert Krämer wies darauf hin, dass die Erdwärmesonde nichts mit der gefürchteten Tiefengeothermie zu tun habe. In der Oberrheinebene sei eine Bohrung tiefer als 37 Meter nicht erlaubt. Auch die Grundwasservorkommen müssen geschützt werden. Trotzdem sei eine Ausbeute der Wärme des Grundwassers kalkulierbar und rentabel.

Unter einem Grundstück von 400 Quadratmetern liege in der Oberrheinebene und damit auch in Reilingen, so seine Beispielrechnung, eine Menge Energie, die jährlich 4158 Litern Heizöl entspricht. Und diese Energie gibt es kostenlos, wenn erst einmal die Technik investiert sei. Die Kosten liegen in seinen Beispielrechnungen für die Bohrungen und Verlegung der Erdsonden bei gut 14 000 Euro.

Bei 30 Prozent der Investitionssumme liegt die Basisförderung. Das Maximum beläuft sich auf 9000 Euro. Der Höchstfördersatz kann unter bestimmten Bedingungen auf 70 Prozent ansteigen.

Info: Beratungen führt unter anderem die KLiBA Heidelberg durch. Kontakt über: www.kliba-heidelberg.de. Weitere Informationen des Bundesministeriums gibt es unter: www.energiewechsel.de/geg

RNZ, sämtliche Ausgaben 15.02.24