Informierten im Foyer der Walldorfer Astoria-Halle über die kommunale Wärmeplanung (v.l.): Alexander Engelhard, Maren Wenzel, Ivo Hellinger, Bürgermeister Matthias Renschler, Silvia Drohner und Alena Müller. Foto: Stadt Walldorf
Informationsveranstaltung der Stadt Walldorf zur kommunalen Wärmeplanung – Erhebungen sollen im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein, dann folgt eine Machbarkeitsstudie
Walldorf. (tt) In ungefähr zwei Jahren soll die kommunale Wärmeplanung für Walldorf stehen. Im Foyer der Astoria-Halle stellten Maren Wenzel und Silvia Drohner von der „Energy Effizienz GmbH“ aus Lampertheim zusammen mit Ivo Hellinger vom städtischen Fachdienst Umwelt interessierten Bürgern diese Planung vor. Ziel der Auftaktveranstaltung seien natürlich noch keine konkreten Ergebnisse, sagte Bürgermeister Matthias Renschler bei der Begrüßung, aber ein Signal für die Bevölkerung, in welche Richtung es gehen könne. Während bei Großen Kreisstädten die Wärmeplanung verpflichtend sei, habe man sich in Walldorf entschieden, es freiwillig zu machen, weil man sich der Wichtigkeit bewusst sei, so Renschler.
Erste Untersuchungen zeigen, dass der Endenergiebedarf für Wärme in Walldorf derzeit nur zu zehn Prozent aus regenerativen Energien stammt – Erdgas hat einen Anteil von 68,4 Prozent, Heizöl liegt bei 20,9 Prozent. Die Treibhausgasemissionen seien zu 55,1 Prozent auf privates Wohnen zurückzuführen, zu rund 30 Prozent auf Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Verkehr, nur zu 12,3 Prozent auf Industrie und Produktion. Die öffentlichen Bauten machen mit 2,6 Prozent einen eher geringen Anteil aus.
Etwa 70 Prozent der Gebäude in Walldorf sind vor 1979 gebaut worden: „Gerade die haben ein großes Einsparpotenzial durch Sanierungen“, sagte Wenzel und wies auf die zahlreichen Umweltförderprogramme der Stadt hin. Zudem seien mehr als 65 Prozent der fossilen Heizungssysteme in Walldorf mindestens 15 Jahre alt, 17 Prozent sogar älter als 30 Jahre.
Die aktuellen Erhebungen wolle man bis März 2024 abschließen, sagt Hellinger, dann könne man im April mit den Ergebnissen in den Gemeinderat. Für die folgende Machbarkeitsstudie brauche man gut zwölf Monate. Ungefähr in zwei Jahren könne man wissen, welche Bereiche der Stadt für Wärmenetze geeignet seien. „Der Bau würde noch einmal entsprechend Zeit brauchen“, so Hellinger. Immerhin: Bereiche, die dafür definitiv nicht geeignet seien, könne man schon früher benennen. Und wer vorher im Eigenheim energetische Sanierungen oder Erneuerungen plane, könne die alle zwei Wochen im Rathaus stattfindende Beratung der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Rhein-Neckar (KLiBA) in Anspruch nehmen.
„Das Ziel ist die planerische Grundlage für die klimaneutrale Wärmeversorgung“, sagte Wenzel. Dafür müsse man zunächst Daten sammeln, viele Dinge angucken und prüfen. Auch sie machte deutlich: „Die Wärmewende lässt sich leider nicht von heute auf morgen umsetzen.“ Wichtig sei auch: Die Planung habe keine rechtlichen Auswirkungen für Gebäudeeigentümer, sondern gebe eine unverbindliche Orientierung für alle, an welchen Stellen künftig Wärmenetze infrage kämen und welche Heizungstechnologien wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll seien.
Die Konzepterstellung besteht laut Wenzel aus vier Bestandteilen. In der Bestandsanalyse wird der Wärmebedarf als Basis für die weiteren Planungen erfasst: „Wo wird welche Energie benötigt? Welches Haus braucht was?“, seien die ersten Fragen. Erneuerbare Wärme- und Stromquellen sowie Sanierungspotenziale stehen dann im Fokus der „Potenzialanalyse“ – dort werden auch regenerative Energien ausgeschlossen, die in Walldorf nicht nutzbar sind. „Einen Fluss oder eine Kläranlage gibt es nicht“, veranschaulichte Wenzel. In anderen Städten wird die Abwärme daraus genutzt. Im dritten Schritt werden Verbrauchs- und Versorgungsszenarien für die Zieljahre 2030/2045 entwickelt. Und schließlich werde es um Maßnahmen für den Weg zur Klimaneutralität gehen, wie Gebäudesanierungen, zentrale Versorgungsansätze wie Wärmenetze, dezentrale Lösungen und erneuerbare Potenziale und Großwärmespeicher.
Im Verlauf der Veranstaltung zeigte sich, dass jüngste gesetzliche Regelungen, wie die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, viele Menschen verunsichert haben. Die Fragen kreisten um mögliche Wärmenetze, um hohe Kosten für die Sanierung älterer Häuser und den Einbau neuer, gesetzeskonformer Heizungen, um Photovoltaik und Stromspeicher, Erdwärme und Geothermie, die Zukunft des Gasnetzes und die Möglichkeit, Wasserstoff zu nutzen, oder um genossenschaftliche Modelle bei künftigen Windkraft- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Viele der Antworten mussten aber aufgrund des derzeitigen Sachstandes noch vage bleiben.
RNZ, Ausgabe Wiesloch/ Walldorf 27.11.23