Dass die Module von den Ehrenamtlichen aufgebaut wurden, sparte auch Zeit, denn durch den Fachkräftemangel gibt es lange Wartezeiten bei den Firmen. Bild: Kraus-Vierling
Edingen-Neckarhausen. (skv) Seinen Strombedarf durch Sonnenenergie vom eigenen Dach zu decken und noch dazu Erlöse für das Allgemeinwohl zu erzielen, das ist der Zweck der Photovoltaikanlage (PV), die auf das neue Evangelische Gemeindehaus in Edingen gebaut wurde.
In ehrenamtlicher Arbeit brachten Mitglieder der „Klimaschuttplus“-Stiftung, der Beratungsagentur KLiBA, der örtlichen „Ökostromer“ sowie der Kirchengemeinde 58 Module auf dem Flachdach an. In der Summe messen diese rund 104 Quadratmeter. Das kann bis zu 21,7 Kilowatt-Peak (kWp) Höchstleistung bringen, was etwa dem Verbrauch von vier bis fünf Einfamilienhäusern entspricht.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der „Klimaschutzplus“-Energiegenossenschaft, die auch Betreiberin der Anlage ist. Finanziert wurde sie mit Mitteln lokaler Klimaschutz-Bürgerfonds, wie beispielsweise dem Edingen-Neckarhäuser Klimaschutzfonds, der von der Heidelberger „Klimaschutzplus“-Stiftung treuhänderisch verwaltet wird.
Die Stromernte soll, wie der Zweite Vorsitzende der Genossenschaft, Peter Kolbe, im Gespräch mit der RNZ vor Ort erläuterte, dem Eigenbedarf im Evangelischen Gemeindehaus dienen. Hierfür wurde die Hälfte der in zehn Prozent Neigung „aufgeständerten“ Module nach Südosten ausgerichtet, die andere Hälfte nach Südwesten. So fangen sie über den Verlauf des Tages gleichmäßiger verteilt das Sonnenlicht ein, vormittags eher für den Bürobereich des Pfarramts, nachmittags mehr für die Gemeinschafts- und Veranstaltungsräume.
Die Kirchengemeinde kann den klimafreundlichen Sonnenstrom vom eigenen Dach preiswerter als über das Stromnetz beziehen. Was über den eigenen Bedarf hinaus an Leistung anfällt, wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die finanziellen Erträge fließen über die Genossenschaft an die Stiftung zurück und kommen alljährlich gemeinnützigen lokalen Initiativen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit unter anderem auch in der Neckargemeinde zugute. Hierfür holt die Stiftung Vorschläge von den Mitstiftenden ein, die dann online abstimmen können, welches Projekt gefördert wird.
In der Energiebilanz wird durch die Anlage nicht ökologisch erzeugter Strom, etwa aus Kohleverbrennung, verdrängt und damit auch ein Beitrag auf dem vom Gemeinderat 2022 beschlossenen Weg zur Klimaneutralität bis 2035 geleistet. „Das Besondere an dieser PV-Anlage ist,“ so Kolbe, „dass alle Beteiligten zur bestmöglichen Förderung des Gemeinwohls Arbeit und Kenntnis ehrenamtlich einbringen – ausgenommen der sicherheitsrelevanten Elektroarbeiten, die selbstverständlich ein Fachbetrieb ausführt“.
Neben Kolbe packten bei der Installation etliche helfende Hände mit an, darunter Aktive der Genossenschaft und der Stiftung sowie Mitarbeiter der KLiBA, Kirchengemeinderätin Christine Zwetkow und ihr Mann Dieter, ebenso Wolfgang Ding als Leiter des Gemeindehaus-Bauausschusses sowie seitens der örtlichen Energie-Initiative „Die Ökostromer“ Dietz Wacker und OGL-Gemeinderat Rolf Stahl.
Dass der überwiegende Teil der Arbeiten ehrenamtlich geleistet wurde, hatte nicht nur einen erheblichen finanziellen, sondern auch einen positiven zeitlichen Effekt. Denn wie Kolbe betonte, herrscht derzeit in der PV-Branche neben Lieferproblemen auch ein erheblicher Fachkräftemangel. Vorbild für das gemeinsame Anpacken ist eine Schweizer Selbstbau-Genossenschaft zur Errichtung von PV-Anlagen durch handwerklich grundversierte und zügig geschulte Nicht-Profis. Peter Kolbe steht mit dieser Genossenschaft schon seit 2018 im engen Kontakt.
Um die Helfer etwas zu stärken, gab es bei den Arbeiten auch ein gemeinsames Mittagessen in der Kirche. Das Gotteshaus wird seit Jahren wegen der Raumnot multifunktional genutzt. Hier gab es herzhaften Eintopf, hausgemacht von Christine Zwetkow. Das nächste Helferessen dieser Art wird aller Voraussicht nach im Gemeindehaus selbst stattfinden können.
© Rhein-Neckar-Zeitung, 09. März 2023