Erst informieren, dann modernisieren

KLiBA-Referentin Mara Muth ging ausführlich auf die Fragen der Zuhörer ein. Fotos: coe

Aktionsreihe „Gut saniert?!“ startet mit einem Vortragsabend „Anhören!“ zur energetischen Altbausanierung in der Stadthalle

Von Carmen Oesterreich

Eberbach. Ulrich Grözinger und Karl Stumpf haben während der Markttage in Eberbach mit Erfolg die Werbetrommel für den Auftakt der Aktionsreihe „Gut saniert?!“ gerührt, denn das Thema Klimaschutz liegt den beiden ehrenamtlich Aktiven von der Gebäude-Gruppe der Klimawerkstatt sehr am Herzen. In der Stadthalle haben sie Pinnwände mit jeder Menge Informationen aufgestellt und freuen sich über das rege Interesse der Gesprächspartner.

Auch Mara Muth von der Klimaschutz & Energieberatung Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis (KLiBA), die auf Einladung der Stadt Eberbach als Referentin gekommen ist, stellte schnell fest, dass sich die rund 70 Gäste schon viele Gedanken zur energetischen Altbausanierung gemacht haben und zwischendurch Fragen stellten, die für jeden interessant waren. Am meisten brannte ihnen unter den Nägeln, ob klimagerechte Sanierung, Stromerzeugung und Heizungstausch überhaupt bezahlbar sind und sich am Ende des Lebens auch gelohnt haben werden.

Dazu hat Muth den Tipp, sich im ersten Schritt einer Sanierung zunächst an die „absolut kostenlosen, neutralen und unabhängigen Berater der KLiBA“ zu wenden. Dort bekäme man viele, schon auf das jeweilige Haus abgestimmte Informationen, die bei Investitionen in sechsstelliger Höhe einiges Geld sparen könnten. Daran anschließend empfiehlt sie die konkrete, nicht mehr kostenfreie, aber vom Staat geförderte Planung durch selbstständige Energieberater und erst dann die Umsetzung durch Fachunternehmen. Je besser sich Hausbesitzer vor der Sanierung informieren, umso zufriedener werden sie mit dem Ergebnis sein – so könnte man das Beratungsziel der KLiBA zusammenfassen.

In ihrem Vortrag stößt Muth die Themen zu Dämmung der bestehenden (vor 1995 alten) Gebäudehülle, Vor- und Nachteilen von Heiz- und Anlagentechnik der Zukunft, Einsatz erneuerbarer Energien sowie Potenzialen der Photovoltaikanlagen und Elektromobilität an. Auch die Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten werden erläutert. Einige Praxisbeispiele und die zwischendurch erwünschten Fragen lockern den Vortrag auf.

Immerhin ein Drittel des Endenergieverbrauchs entfällt auf Gebäude, bis zu 85 Prozent Einsparung des Energiebedarfs könne man durch kluge (Altbau-)Sanierung und klimagerechte Modernisierung erreichen. Wo früher durch meterdicke Betonwände gedämmt werden musste, reichen heute zwei Zentimeter Dämmstoff.

Muth macht deutlich, dass das Gebäudeenergiegesetz nicht das „Heizungsgesetz“ sei und missverstanden werden dürfe. Immer wieder betont sie, dass jedes Haus „einzigartig“ sei, Fernwärme beispielsweise gar nicht überall möglich und auch die Wärmepumpe manchmal nicht immer die beste Wahl sei. „Bedenken Sie den Ist-Zustand des Gebäudes und holen Sie sich den Rat, was genau bei Ihnen umsetzbar ist“, mahnt sie. Konkret ist ihre Aussage, dass es mit der Wärmeplanung in Eberbach ab 2028 ernst werde und man im Falle einer notwendigen Sanierung ganz klar auf Zukunftstechnologien setzen sollte, als auf Heizungen mit fossilen Brennstoffen, deren Verfügbarkeit und Zugang begrenzt sind.

„Generelle Guidelines machen keinen Sinn“, sagt sie. Herauszuhören ist jedoch, dass Photovoltaikanlagen mit Speicher in mittlerweile allen Himmelsrichtungen empfehlenswert sind, vor allem auch bei Nutzung von Elektromobilität. Mittlerweile sei dabei auch die Denkmalschutzbehörde nachsichtig. Wie und wann sich eine Potovoltaikanlage amortisiere, hänge von Qualität, Alter, Größe, Pflege der Anlage ab. Über solarsimulator.fronius.com könne man ein bisschen mit den Werten der Solarenergie spielen und herausfinden, wie man davon profitieren könne.

Für schon vorhandene PV Anlagen bietet die KLiBA einen PV-Check zum Eigenanteil von 30 Euro an. Schade findet ein Zuhörer, dass die hohe Förderung der „Nullerjahre“ für PV-Anlagen sowie die Einspeisungsvergütung wegfalle. Muth antwortet, dass ihr Fokus nicht auf dem Stromverkauf, sondern der Einsparung im Einfamilienhaus liege. Was genau das seit Ende Februar geltende Solarspitzengesetz bedeutet und Beispielrechnungen zu Einsparungen und Förderungen kann man direkt in der Präsentation der KliBA nachlesen, die dankenswerterweise im Internet über https://kliba-heidelberg.de/effizient-saniert/ aufgerufen werden kann.

Energieberaterin Kerstin Thomson weist abschließend auf die kostenlose Grundlagenenergieberatung, mittwochs zwischen 15 und 18 Uhr, im Rathaus in Eberbach hin. Eine Anmeldung kann per Mail an KT-Ebergieberatung@thomson-online.de erfolgen.

Anton Fleischmann vom Klimaschutzmanagement der Stadt Eberbach bittet die Bürgerinnen und Bürger, ihren „Wärmewunsch“ zur Wärmeplanung der Stadt Eberbach auf https://www.climap.de/map/eberbach zu hinterlegen, da diese Wünsche in die Planungsgrundlage mit einfließen.

Nach dem kurzweiligen Vortrag gab es noch genug Zeit, sich an den Stellwänden der KLiBA zu informieren und mit den Mitarbeitern sowie den Eberbacher Klimaschützern ins Gespräch zu kommen. Auch Ulrich Grözinger freut sich: „Es haben sich am Ende noch einige interessante Gespräche ergeben.“

Der zweite Teil der Aktionsreihe – Gut saniert?! Ansehen!“ – soll Menschen die Möglichkeit bieten, am 20. und 21. September sanierte Wohngebäude „zum Inspirieren und Nachmachen“ anzusehen. Wer sein Objekt präsentieren möchte, kann sich über https://kliba-heidelberg.de/effizient-saniert/ anmelden. Fachbetriebe können sich ebenfalls ins Gespräch bringen, wenn sie sich per E-Mail an effizientsaniert@kliba-heidelberg.de wenden.

Zum Abschluss der Aktionsreihe gibt es nämlich im dritten Teil zu „Gut saniert?! Anfangen!“ eine „Sanierungsschau mit konkreten Lösungen und praktischen Tipps“. Der Termin wird noch bekannt gegeben.

RNZ, Heidelberg, Ausgabe 07.04.25