Rund 50 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung von Gemeindeverwaltung und der KLiBA gefolgt
Ketsch. Wer am Dienstag das Ferdinand-Schmid-Haus besucht hat und dem Aufruf der Gemeindeverwaltung gefolgt ist, an einem Klimaschutzworkshop teilzunehmen, durfte gleich auf große Fußabdrücke treten. Ziel war es, im eigenen Verhalten und an eigenen Gewohnheiten den persönlichen ökologischen Fußabdruck zu ermitteln.
Mittels Fragen zum Konsum, zur Ernährung, Energieversorgung oder Mobilität konnten Punkte gesammelt werden und schnell wurde deutlich: Schon kleine Veränderungen können etwas bewirken, um aktiv Klimaschutz zu betreiben. Jeder kann etwas tun. Muss es immer eine Plastikverpackung sein oder ist ständig neue Kleidung wichtig? Kann man ein Elektrogerät reparieren oder muss ein neues gekauft werden? Lässt sich der Fleischkonsum reduzieren oder ist regional kaufen besser? Wie heizt man und muss immer ein Auto zum Einsatz kommen?
Solche Fragen fordern zum Nachdenken auf und genau dazu will der Ketscher Klimaschutzmanager Hendric Glatting gemeinsam mit den Vertretern der KliBA beim Workshop anregen und auffordern.
Workshop zu Klimaschutz
„Klimaschutz geht uns alle an, und jeder kann seinen Beitrag dazu leisten. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe, der wir uns nicht stellen können, sondern stellen müssen“, sagt Bürgermeister Timo Wangler, der die rund 50 Teilnehmer als Klimaschutzinteressierte begrüßte. Peter Kolbe von der Agentur KliBA zeigte in seinem umfassenden Vortrag den aktuellen Stand der Wissenschaft und die Auswirkungen der Klimaerwärmung. „Um das gesetzte Klimaziel noch zu erreichen, müssen wir ambitioniert vorgehen. Eine Erde, auf der das Klima um drei Grad höher ist als bisher, die wollen wir nicht kennen“, mahnt Kolbe. Beim Klimaschutz gehe es um Gesundheit, Natur, Wohlergehen und ein sicheres Leben. Angepasst ans Klimaschutzabkommen von Paris, dem sich Deutschland verpflichtet hat, sei nun heruntergebrochen bis in die Kommunen auch Ketsch verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen.
Bei Bürger ist das Thema präsent
Ziel ist es, ein Klimaschutzkonzept zu etablieren, um Ketsch auf den Weg zur Klimaneutralität bis 2040 zu bringen. „Wir haben die Bürger mittels einer Online-Umfrage befragt. 173 Fragebögen wurden vollständig beantwortet und 81 Prozent der Einsender gaben an, sich öfters oder verstärkt Gedanken zum Klimawandel und zum Klimaschutz zu machen“, erläutert Glatting in seinem Vortrag.
„Durch die Befragung haben sich mögliche Handlungsfelder, wie beispielsweise Wohnen, Mobilität oder Energieversorgung ergeben, in denen seitens der Bevölkerung viel Potenzial gesehen wird. Hierzu wurden nun konkrete Ideen erarbeitet, für deren Umsetzung sie Punkte in Sachen Priorität vergeben können. Zusätzlich können sie angeben, ob sie sich vorstellen könnten, sich selbst bei einer Umsetzung einzubringen, oder sie können auch ganz neue Ideen hinzufügen“, so der Klimaschutzmanager, bevor die Teilnehmer an Stellwänden weitere Informationen zu den Vorschlägen fanden und diese bewerten konnten.
Dabei zeigte sich, dass in Sachen Mobilität beispielsweise Verbesserungspotenziale beim ÖPNV, aber auch bei der E-Mobilität oder bei Rad- und Fußgängerwegen gesehen werden. Beim Handlungsfeld Bildung erhielt die Vermeidung des Eltern-Taxis bis vor die Schultür viele Stimmen.
In weiteren Bereichen wurden unter anderem die Vermeidung von Schottergärten, ein Grünflächenkonzept und Photovoltaik oder klimaneutrales Bauen sowie eine Optimierung der Straßenbeleuchtung mittels LED befürwortet.
Im zweiten Teil des Abends waren die Teilnehmer aufgefordert, sich ein Ketsch im Jahr 2040 vorzustellen, das die Klimaneutralität erreicht hat. Daraufhin sollten Verhaltensempfehlungen für 2023 formuliert werden, die Ideen in Gruppen diskutiert und präsentiert werden. „Die Ergebnisse fließen nun mit in das Klimaschutzkonzept für Ketsch ein, welches im Laufe dieses Jahres verabschiedet und der Bevölkerung präsentiert werden soll“, stellte Hendric Glatting am Ende in Aussicht. „Den größten Hebel in Sachen Klimaschutz in der Gemeinde können allerdings die privaten Haushalte bewegen, denn dort wird am meisten Energie verbraucht und dort kann jeder Einzelne schon mit kleinen Dingen etwas für den Klimaschutz bewegen“, sagt Glatting. Von Caroline Scholl
© Schwetzinger Zeitung | 25. Mai 2023