Freuen sich gemeinsam über die gelungene Veranstaltung: Bürgermeister Nils Drescher (v.l.), Klimaschutzmanagerin Ulrike Krause, Umweltbeauftragter Bernhard Müller und Peter Kolbe, Friederike Erbe sowie Michael Boeke von der KLiBA Heidelberg, die den Prozess in der Gemeinde moderieren und in die Thematik des Abends einführen. © Marco Montalbano
Die Beteiligung beim ersten Klimaworkshop der Gemeinde war hoch. Die Bürger machten viele Vorschläge für eine ökologische Zukunft der Gemeinde.
Plankstadt. Der Rhein-Neckar-Kreis und seine 54 Gemeinden haben sich, wie man weiß, in einer Kooperationsvereinbarung das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Doch wie kann dieses ehrgeizige Ziel erreicht werden? Dies funktioniere nur mit einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung.
In Plankstadt ist von öffentlicher Seite bisher einiges passiert wie unter anderem die Dimmung der bisher angeschafften LED-Straßenbeleuchtung ab 23.30 Uhr, die Gründung einer „Taskforce“ zur Ermittlung von möglichen Energiesparmaßnahmen bei kommunalen Liegenschaften oder der Betrieb von Photovoltaikanlagen. Nun wurden die Bürger beteiligt und erstmals zu einem Klimaschutz-Workshop in Zusammenarbeit mit der Kliba ins Rathaus eingeladen.
Ökologischer Fußabdruck als Thema in Plankstadt
Der Trausaal war voll, als die Veranstaltung um 18 Uhr am Mittwoch begann. So saßen rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gespannt auf ihren Stühlen. Nach Impulsvorträgen von Peter Kolbe von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis (KLiBA) und der Umweltmanagerin der Gemeinde, Ulrike Krause, konnten die Anwesenden ihren ökologischen Fußabdruck berechnen.
Bürgermeister Nils Drescher war anwesend, dem das Thema Klimaschutz sehr am Herzen liegt und der Umweltbeauftragte der Gemeinde, Bernhard Müller, war ebenfalls vor Ort wie viele Gemeinderäte. Eifrig wurde im Anschluss diskutiert und wurden Vorschläge erarbeitet, wie die Klimaneutralität in siebzehn Jahren erreicht werden könne – rund fünf Jahre früher als der Bund und zehn Jahre früher als die EU.
Auf großen Plakatwänden fassten die Anwesenden zum Schluss die erarbeiteten Ideen zusammen und präsentierten sie. Unter den Überschriften „So sieht mein Plankstadt 2040 aus“ und „Erste Schritte dahin“ stapelten sich die Vorschläge regelrecht.
Die Plankstädter sehen in ihrer Gemeinde, zumindest wenn es nach den Teilnehmenden geht, im Jahr 2040 viel Fassadenbegrünung, Photovoltaik auf allen Dächern, Kühlstuben, in die sich die Hitze geplagte Bevölkerung flüchten kann und öffentliche Trinkwasserbrunnen. Ein nachhaltiges Tiny-House-Village mit minimalistischen Häuschen war eine weitere sympathische Idee. Ein Ausbau des ÖPNV und des Bürgerbusses wurde ebenso vorgeschlagen, Einschränkung des Individualverkehrs durch Verzicht auf das Automobil, der Aufbau einer zentralen Versorgung mit nachhaltig produzierter Fernwärme. So erübrige sich auch die Diskussion über teure Umrüstkosten oder für Neuanschaffungen von klimafreundlichen Heizungsanlagen.
Handlungsbedarf in Sachen Klimaschutz erkennen
Schritte dahin könnten sein: schnellere Genehmigung klimafreundlicher Projekte, eine Bürger-Energiegenossenschaft, Erzeugung von Energie durch die Gemeinde, Windkraftanlagen auf Dächern, komplette Umrüstung der öffentlichen Beleuchtung auf LED mit Bewegungsmeldern, Wohnraum auf Gewerbeimmobilien, Flächenentsiegelung und mehr. Eine Teilnehmerin meinte bei der Präsentation: „Wir müssen an die Kinder ran. Die gehen dann nach Hause und sagen Mama und Papa, wie sie Energie sparen können. Die Jungen, die später alles ausbaden müssen was heute schiefläuft, könnten so ihre Eltern und Großeltern mit erziehen.“
Robert Zund meinte: „Der Druck ist groß. Experten sagen, wir müssen jetzt handeln, weil es in sieben bis zehn Jahren zu spät wäre. Wir selbst haben gerade unser Haus verkauft und sind hier in eine Wohnung gezogen“, und ergänzte: „Den Handlungsbedarf zu erkennen ist auch ein psychologisches Ding. Man will nicht wahrhaben, wie schlimm es ist.“ Teilnehmer Gerald Kneller kommentierte: „Eine sehr gute Veranstaltung, bewegend und interessant.“
Geänderte Wahrnehmung
Peter Kolbe von der KLiBA teilte mit: „Ich leite seit über zehn Jahren Workshops und bin von der engagierten Teilnahme hier beeindruckt. Seit zwei Jahren schöpfe ich neue Hoffnung, da die Menschen wieder zugänglicher für das Thema sind, wohl auch aufgrund der meiner Ansicht nach nun ausgewogeneren Berichterstattung.“
Laut ihm seien sich fast alle Wissenschaftler einig. Der Klimawandel sei menschengemacht und daher könne man auch etwas dagegen tun. Ulrike Krause freute sich am nächsten Tag: „Es gab viele gute Impulse. Sogar einige Dankesmails kamen von Teilnehmern. Die Menschen können aktiv mitwirken und fühlen sich ernst genommen. Es wird noch weitere Workshops zu verschiedenen Themen, unter anderem im Oktober und Januar geben. Folgen wird auch die Ausarbeitung des Klimaschutzkonzepts.“