Viele Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Schulalltag

Auch Landrat Stefan Dallinger (ganz links) war von den Ideen der Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Energiemanager-Schulung beeindruckt. Foto: heb

Fünftklässler an Walldorfer Realschule werden zu „Energiemanagern“ – Anschlussförderung noch offen

Von Sabine Hebbelmann

Walldorf/Rhein-Neckar. Mit dem Rad oder per Elektrobus zur Schule, mehr Bäume auf dem Schulgelände, Busfahrer besser bezahlen, eine weitere PV-Anlage, Hühner halten und Produkte für die Mensa selbst erzeugen. Die Ideen der Fünftklässler für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Schule hat Umweltpädagogin Anita Köhler von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Rhein-Neckar-Kreis (Kliba) an die Tafel geschrieben.

Bei der „Energiemanagerschulung“ sind jeweils zwei bis vier Schüler aus den fünften Klassen vertreten. Sie untersuchen die Gegebenheiten zu Heizen, Lüften, Stromverbrauch und Mülltrennung, entwickeln Ideen zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und überlegen, wie sie diese ihren Mitschülern präsentieren und sie zum Mitmachen gewinnen können. Mit dem Hausmeister unternehmen die Kinder eine Schul-Rallye und besichtigen dabei auch den Heizungskeller.

Die Theodor-Heuss-Realschule in Walldorf ist eine von 25 Schulen im Rhein-Neckar-Kreis, die sich am Projekt „Dein.Klima“ beteiligen. Interesse zeigt auch Landrat Stefan Dallinger, der mit Kliba-Geschäftsführer Klaus Keßler und Schulleiter Jens Albrecht die Schulung besucht. Gesprochen wird auch darüber, dass die Bundesförderung in einem Jahr ausläuft. „Für uns ist wichtig, dass Programme langfristig angelegt sind“, betont der Schulleiter. Projekte in den höheren Klassenstufen seien auf die grundlegenden Bausteine angewiesen. Dallinger gibt ihm recht: „Es ist deutlich geworden, dass wir noch eine Schippe drauflegen müssen.“ Die Schulung knüpft an einen Projekttag an, an dem die Schüler schon viel erkundet haben.

„Wir gucken uns auch die Verbrauchszahlen der Stadt an“, berichtet Lisa Muckenfuß vom Heidelberger ifeu-Institut. Das Energiemanagement der Stadt Walldorf habe seit 2013 viel bewirkt. Während die kommunalen Flächen mehr geworden sind, sei der Wärmeenergieverbrauch gesunken.

Sowohl die Pandemie als auch die 19 Grad Raumtemperatur während der Energiekrise lassen sich an den Zahlen ablesen, ebenso der erhöhte Stromverbrauch nach Installation einer Corona-Lüftungsanlage. Beim Thema Energie könnte man an anderen Schulen womöglich mehr Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, bemerkt der Schulleiter. Die Schulgebäude in Walldorf sind energetisch saniert, verfügen über PV-Anlagen und werden über ein Blockheizkraftwerk mit Wärmenetz beheizt. Umweltpädagogin Anita Köhler von der Kliba lädt die Kinder ein, Teil eines „kleinen Kraftwerks“ zu werden.

Auf dem Fahrrad bringen sie Glühbirnen zum Leuchten. Dagegen reicht es beim Föhn nur für einen schwachen Luftzug und das Radio bleibt stumm. So lernten sie spielerisch, was Strom mit Arbeit zu tun hat und wie unterschiedlich der Verbrauch von Geräten sein kann. Auch Landrat und Bürgermeister lassen sich den Spaß nicht nehmen und treten in die Pedale. „Wie war das Wetter am Montag?“, fragt Köhler. „Sonnig!“, ruft ein Junge, um dann mit seinen Mitschülern anhand eines Diagramms die Stromerzeugung der Schul-Solaranlage im Tagesverlauf nachzuvollziehen. Durch Rechenbeispiele, etwa wie lange die ganze Schule für die erzeugten 34 Kilowattstunden strampeln müsste, bekommen die Kinder eine Vorstellung von der Energiemenge. Auch der eigene ökologische Fußabdruck ist Thema. Bewegung, Essen, Energie, Konsum – wenn alle so leben würden wie die Menschen in Deutschland wären zwei Erden nötig.

Dallinger lenkt den Blick auf den Biomüll. „Wisst ihr was wir im Rhein-Neckar-Kreis damit machen?“, fragt er. „Er kommt auf die Mülldeponie?“, mutmaßt ein Junge. „Eben nicht“, entgegnet der Landrat und beschreibt, wie die braunen Tonnen zur Biogasanlage nach Sinsheim gefahren werden, wo die organischen Reste von „pupsenden“ Mikroorganismen zu Kompost zersetzt werden und das entstehende Gas zur Energiegewinnung genutzt wird. Bei dem Vorschlag „iPads statt Arbeitsblätter“ merkt Köhler an, dass es gar nicht so einfach sei, den Strom- und den Papierverbrauch zu vergleichen. Obst und Gemüse nach Erntezeit kaufen, ist ein weiterer Punkt. „Habt ihr einen Schulgarten?“, fragt die Umweltpädagogin und schon dreht sich die Diskussion um einen möglichen Standort. Um die gesammelten Ideen zu vertiefen, lädt Walldorfs Bürgermeister Matthias Renschler die engagierten Schülerinnen und Schüler noch zu einem Treffen im Ratssaal ein.

RNZ, sämtliche Ausgaben 13.02.24