„Auch durch kleine Eingriffe kann man Energie sparen“

Die Energiekrise macht vielen Menschen Angst. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat die Heidelberger Klimaschutzagentur (KLiBA) viel zu tun. Aber was genau rät man dort den Bürgern?

Viele Menschen machen sich zurzeit große Sorgen um die Gasversorgung in Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rät den Bürgern, Energie zu sparen und warnt im Hinblick auf den kommenden Winter vor einem möglichen „Alptraumszenario“. Ob die Befürchtungen berechtigt sind?  Darüber hat SWR Aktuell mit Klaus Keßler gesprochen. Er ist Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (Kliba), die die Menschen in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis zu Energiefragen berät.

SWR Aktuell: Schätzen Sie die Situation genau so problematisch ein wie der Wirtschaftsminister?

Klaus Keßler: Wenn tatsächlich diese Gassperre auf uns zukommen würde, wird es natürlich schon schwierig – je nach Stand der Gaslager und wie sich die Situation mit dem Heizen im Winter darstellt. Private Haushalte sind ja eigentlich die, die als letztes abgeschaltet werden sollen.

SWR Aktuell: Ganz abschalten, kann man das überhaupt?

Keßler: Ganz abschalten natürlich nicht. Gerade im Winter brauchen wir natürlich eine Heizung, wir brauchen warmes Wasser. Was natürlich jeder machen kann, ist zu schauen, wie er seinen Verbrauch reduzieren kann.

SWR Aktuell: Darauf kommen wir später noch zu sprechen. Bekommen Sie denn zuletzt mehr Anfragen?

Keßler: Auf jeden Fall. Wir haben zum einen Anfragen hauptsächlich in die Richtung: Wie komme ich weg vom Gas?  Und was kann ich zukünftig für eine Heizungsanlage installieren? Wie kann ich vielleicht auf alternative Energien umstellen? Die Nachfrage ist seit dem Ukraine-Konflikt extrem groß. Und dann kommt natürlich auch oft die Frage: Was kann ich jetzt schon tun, um möglichst schnell Energie einzusparen

SWR Aktuell: Und wie macht man das?

Keßler: Im Moment ist ja nicht das Heizen das Problem, sondern im Wesentlichen der Warmwasserbereich – und auch im Strombereich gibt es verschiedenste Einsparpotenziale: Sei es im Bereich Wäschewaschen, Kochen, Backen oder Beleuchtung. Das sind alles Themen, wo ich auch durch kleine Eingriffe durchaus Energie einsparen kann.

SWR Aktuell: Bringt es mir denn etwas, Strom einzusparen, wenn ich ansonsten Gas habe?

Keßler: Zum einen bringt es Ihnen persönlich etwas, weil sei damit Geld sparen – und zum anderen  geht ja auch darum, Strom einzusparen, der ja zum Teil in Gaskraftwerken erzeugt wird. Deshalb schalten wir ja auch zum Teil die Steinkohlekraftwerke wieder an, um vom Gas wegzukommen. Wenn ich also Strom spare, kann ich indirekt dafür sorgen, dass weniger Gas verbraucht wird.

SWR Aktuell: Können Sie uns ein paar ganz allgemeine Tipps und Tricks zum Stromsparen verraten?

Keßler: Im Bereich der Beleuchtung könnte man schauen, ob man vielleicht auf LED umrüstet. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, im Bereich des Kühlschranks zu schauen, ob ich den jetzt wirklich bei fünf Grad Celsius betreiben muss, oder ob sieben Grad nicht auch reicht. Da ist immer noch gewährleistet, dass die Lebensmittel alle gut gekühlt werden. Standby ist auch immer wieder ein Thema, denn es gibt einiges an Geräten, die Strom verbrauchen, obwohl man sie im Moment gar nicht nutzt. Das alles macht in der Summe dann schon einiges aus.

SWR Aktuell: Haben wir denn Ihrer Ansicht nach Grund, Panik zu haben?

Keßler: Nein, das denke ich nicht. Ich glaube schon, dass die Bundesregierung im Moment alles tut, um die Gasspeicher aufzufüllen – und ich glaube, wir haben schon noch einiges an Reserve. Deshalb würde ich jetzt nicht von Panik machen reden. Ich denke aber, es ist schon vernünftig, sich das Thema bewusst zu machen. Jeder Beitrag – und wenn er auch noch so klein ist – bedeutet ja, dass die Gasspeicher länger halten, wenn wir jetzt ein bisschen sorgsamer mit dem Thema umgehen. Das haben wir als Klimaschutzagentur ja schon immer propagiert.

Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/kliba-interview-100.html